Den Aktionstagen (gegen Kürzungen, Sanktionen usw.) im September/Oktober muß endlich auch mehr Widerstand folgen!
Wann setzt das große Aufwachen wirklich ein?
Wie weit lassen sich Menschen denn noch schikanieren, besser gesagt: heftigst nötigen?
Wer sich vielleicht erinnert, Gabriele Gillen war es doch, die bereits
in ihrem Buch „Hartz IV – Eine Abrechnung“ sehr klar und deutlich all
die bösartigen Möglichkeiten dieser
neuen Gesetzgebung beschrieb, die darüber hinaus sich nahezu ungebremst
ausbreiten durfte. Wirklicher Widerstand blieb in der Folge real aus.
Die wenigen Protestaktionen konnten diese menschenverachtende Politik
nicht aufhalten. Schön, wenn ein Aktionstag gegen Schikane in Jobcentern
ausgerufen wird. Doch was bewirken solche Proteste tatsächlich?
Vom Ein-Euro-Job zum „neuen Dreck“
Sicherlich klingt es recht schick, solch eine Wortwahl wie sie auf
„altonabloggt“ in einer Überschrift nachzulesen ist, der Wut und
Empörung kann man sich auch nur anschließen, schließlich traut sich mal
wieder erneut der Hamburger Senat, denen „da unten“ kräftig auf die
Zehen zu treten mit dem Vorhaben, daß 510 Menschen einen Null-Euro-Job
annehmen müssen, weil ansonsten eine Sanktionierung droht, wer sich denn
weigert. Das Instrument der Zwangsarbeit wird nonchalant eingesetzt.
Stellenabbau per Hartz-IV-Gesetzgebung wird erneut hingenommen, wer
genauer hinschaut. Während also die einen gezwungen werden, streicht man
auf der anderen Seite Arbeitsplätze, um höhere Lohnausgaben
einzusparen, eine Milchmädchenrechnung mit einer hintersinnigen
Doppelmoral, die kaum noch zu übertreffen ist. Einerseits draußen den
Menschen Sand in die Augen streuen, Arbeitsplatzbeschaffung hochzuhalten
und sei es mittels Null-Euro-Jobs, um andererseits Stellen abzubauen.
Kreative Widerstände funktionieren nur, wenn viele mitwirken
Dem beharrlichen Festhalten an dieser gescheiterten Sozialpolitik muß
endlich ein wesentlich heftigerer Widerstand entgegengesetzt werden. Da
reicht solch ein Aktionstag mitnichten aus. Kreative Ideen sind mehr
denn je gefragt, wollen die Betroffenen überhaupt einer Chance aus
diesem Teufelskreis entgegenblicken.
Bisher formieren sich zwar
Foren wie Martin Behrsings ELO-Forum, der Wuppertaler Tacheles e.V.
sowie viele andere Plattformen im Netz, die bestimmt mit viel Herzblut
sich zusammenraufen. Aber im Ergebnis ändert dies nichts an den
alltäglichen Schikanen den Betroffenen gegenüber. Im Gegenteil, die
Bundespolitik hält fest an ihrem Vorhaben, diese Menschen weiterhin
auszugrenzen und noch wesentlich heftiger ins soziale Abseits zu
drängen, denken wir an die geplanten Arbeitshäuser des 21. Jahrhunderts,
wie Patrick Spät zu Recht ausführt.
Grund genug, daß kreativer
Widerstand notwendiger denn je nur die Gegenreaktion sein kann und muß.
Der Möglichkeiten gibt es weitaus mehr, als manche vielleicht vermuten,
denken wir z.B. an Flashmobs, Generalstreiks oder andere Protestformen.
Nützt allerdings alles nichts, solange die große Mehrheit still hält
aus vielen Gründen, die herhalten müssen bis hin zu nackter Angst, das
wohl moderateste Mittel der Mächtigen, diese den Menschen stets drohend
vor Augen zu halten. Nur mittels Mitwirkung vermag man den Kurs des
sozialen Abbaus durchbrechen und in sofern aufhalten. Wenn nicht, wird
die Politik erbarmungslos menschenverachtend unaufgefordert ihn
fortsetzen.
“Das ist das Verdammte an den kleinen Verhältnissen, dass die Seele sie klein machen.” (Henrik Ibsen)
Autor: Martin Kamm
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