Mittwoch, 2. April 2014

Sklavenmesse:
AfA-Vorsitzender kritisiert Veranstaltung von Jobcenter und Arbeitsagentur
WORMS - Heftige Kritik an der von Jobcenter und Arbeitsagentur am heutigen Mittwoch im „Wormser“ geplanten Zeitarbeitsmesse hat Hans Herbert Rolvien, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen (AfA), geübt. „Es handelt sich mal wieder um eine dieser berüchtigten Zeitarbeitsbörsen, bei denen die schwarzen Schafe der Zeitarbeit kostenfrei in staatlichen Räumen für ihre Niedriglohn-Jobs werben dürfen“, schimpft der AfA-Chef.
Zeitarbeitsmesse – das klinge gut und seriös. In Wahrheit gehe es bei der Leiharbeit um die Zementierung eines Zweiklassensystems. Zeitarbeit mache krank, außerdem habe man laut einer DGB-Studie im Schnitt 40 bis 50 Prozent weniger Einkommen für gleiche Tätigkeiten, bemängelt Rolvien. Ständige Konkurrenz und Leistungsdruck, Arbeit auf Probe als Dauerzustand, Verdrängung von regulären Arbeitsplätzen durch Leiharbeit, keine Interessenvertretung im Betrieb, häufige Verstöße gegen Tarifbestimmungen und das permanente Unterlaufen eigener Zusagen durch vorzeitige Beendigung des Arbeitsverhältnisses sind weitere Kritikpunkte, die die SPD-nahe Arbeitnehmerorganisation bemängelt.


„Wir sind nicht nur gegen solche Leiharbeitsmessen, es geht uns ums Ganze. Forderungen nach einer ,fairen Leiharbeit’, wie sie von Teilen unserer Gesellschaft oder sogar einzelnen Gewerkschaftsvertretern erhoben werden, finden wir zynisch. Sie kommen der Forderung nach verbesserten Haftbedingungen mit ein bisschen längerem Hofgang gleich“, spricht Rolvien deutliche Worte. In großen Betrieben würden sogar mit Hilfe der Betriebsräte und DGB-Gewerkschaften „Leiharbeitsquoten“ vereinbart.

„Gravierende Fehlsteuerung“
Dabei sei es gerade auch in Worms absurd, etwas „regulieren“ zu wollen: „Wir haben mit die höchste Dichte an Leiharbeitsfirmen bundesweit in unserer Stadt angesiedelt. Die Leiharbeit bestimmt längst die Realität in den Betrieben. Die gesamte Zulieferindustrie und Logistik ist durch Werkverträge, Leiharbeit bis hin zu Tagelöhnerei geprägt. Deswegen ist es wichtig, gegen die Leiharbeit an sich vorzugehen und sich nicht auf Schönrederei der Leiharbeit jeder Art einzulassen.“
Mittlerweile vermittele die Arbeitsagentur mehr in Leiharbeit als in reguläre Beschäftigung. Die meisten Jobs endeten bereits nach drei Monaten. Der Brückeneffekt von Leiharbeit in eine feste Stelle funktioniere nur in acht Prozent der Fälle, bemängelt der AfA-Vorsitzende. Die Bundesagentur betreibe eine „gravierende Fehlsteuerung“, um ihre eigenen Bilanzen zu schönen. „Und dieser Versklavung müssen sich die Betroffenen leider unterwerfen.“

(Quelle: WZ)

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