Große soziale Ungerechtigkeit
Die Schere zwischen Arm und Reich klafft in Deutschland immer weiter
auseinander. Das bestätigt auch das Sozialbarometer der AWO, das in
regelmäßigen Abständen nach sozialpolitisch relevanten Themen fragt.
Demnach gaben 88 Prozent der Bürger an, dass die soziale Ungleichheit
hierzulande in den vergangenen zehn Jahren „eher größer geworden“ ist.
Viele Bürger wünschen sich eine sozial gerechtere, umverteilende Politik
„Die Menschen haben offenbar ein sehr feines Gespür für soziale
Unwuchten in unserem Land. Denn auch das deutsche Jobwunder der letzten
Jahre, kann nicht über das stetige Auseinanderdriften von Arm und Reich
hinwegtäuschen“, erläutert Wolfgang Stadler, Vorstandsvorsitzender der
AWO. Bei der Auswertung sei aufgefallen, dass dieses
Ungerechtigkeitsempfinden unabhängig vom Geschlecht, Alter und
Bildungsgrad der Befragten ist. So gaben auch 87 Prozent der Personen
mit einem Haushaltseinkommen von 3.000 Euro und mehr an, dass die
Unterschiede zwischen Arm und Reich ausgeprägter geworden sind.
„Die Politik sollte daraus die richtigen Schlüsse ziehen, denn die
Gesellschaft ist sich durchaus bewusst, dass es, um diesen Trend
umzukehren, eine mutige politische Steuerung braucht“, so Stadler.
Insgesamt 71 Prozent der Befragten wollen, dass der Staat bei wachsenden
Vermögensunterschieden stärker steuert und regulierend eingreift. „Die
Mehrheit wünscht sich demnach einen Staat, der auf den Ausgleich
innerhalb verschiedener Bevölkerungsgruppen abzielt“, fasst der
AWO-Vorsitzende zusammen. Aufgeteilt nach Parteipräferenz ergeben sich
dem Sozialbarometer zufolge folgende Unterschiede: 59 Prozent der
Befragten, die den Unionsparteien nahe stehen, 77 Prozent der SPD-nahen
Umfrageteilnehmer, 95 Prozent der Befragten, die der Linkspartei nahe
stehen und 87 Prozent der Teilnehmer, die sich den Grünen politisch
zuordnen, wünschen sich eine umverteilende Politik. „Parteien und
Regierungen dürfen auf Dauer keine Politik machen, die an den Wünschen
und Bedürfnissen der Menschen vorbeigeht. Mit einem solchen Handeln, wie
es leider in den letzten Jahren und Jahrzehnten zu beobachten ist,
gefährden sie langfristig das demokratische und vor allem soziale
Miteinander in Deutschland“, mahnt Stadler.
Die AWO fordert
eine Neugestaltung der Vermögensbesteuerung, die Abschaffung der
Abgeltungssteuer sowie eine Rückführung von Veräußerungsgewinnen aus dem
Verkauf von Finanztiteln sowie Dividenden und Zinsen in die progressive
Besteuerung. Darüber hinaus spricht sich der Wohlfahrtsverband für die
Wiedereinführung der Vermögenssteuer und die Senkung der Freibeträge der
Erbschafts- und Schenkungssteuer aus. „Das Werkzeug für eine gerechtere
Gesellschaft liegt parat, die Politik muss es nur nutzen“, so das Fazit
des AWO-Vorstandsvorsitzenden. (ag)
(Quelle: gegen hartz IV.de)
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