Sonntag, 12. April 2015

Hartz IV
FHP: Freie Hartz IV Presse
Hartz IV - Beruf (ung)
Alleinerziehend und "Sozialschmarotzerin"


"Es gibt Tage, da glaube ich mich schämen zu müssen, weil ich denunziert und beleidigt werde" und deshalb, jetzt mal Klartext geredet!
Bin seit einigen Jahren alleinerziehend und der Umgang mit dem Vater funktioniert nicht.
In meinem Beruf als Krankenschwester kann ich aufgrund der Wochenendschichten und der Spät/Nachtdienste, die in der Medizin, Pflege, Gastronomie, Einzelhandel uvm. eben Standard sind, nicht mehr arbeiten.
Verwandschaft habe ich kaum und sind mehrere hundert Km entfernt. Zudem (leider) zu alt und krank, um noch eine "familiäre Stütze" sein zu können. Die Familie des Vaters wohnt auch hunderte Km entfernt und dem Vater selbst kann man die Kinder nicht anvertrauen, da sein Lebenswandel dies nicht zulässt.
Jedesmal, wenn ich mich vorgestellt habe und nach "Muttischichten" fragte, war die 1ste Gegenfrage:
"Wieviel Kinder? Und die 2teFrage: "Wie alt"?

Wenn ich Wahrheitsgemäß antwortete und erklärte:
Das die Kinder noch " etwas jünger sind", erfolgte die nächste Frage:
"Können sie auch am Samstag arbeiten, denn sie wissen das (auch) zB: im Einzelhandel wenigstens alle 14 Tage am Samstag gearbeitet werden muss und das es auch "mal" bis 20:00 Uhr gehen muss"!?
...Ja, weiß ich, geht aber leider nicht und warum werben die mit "Muttischichten" und "was soll diese wirklich blöde Frage", schoss mir dann so manchesmal durch den Kopf!
"Was war denn an meiner Antwort, zu der Anzahl meiner Kinder und deren Alter nicht zu verstehen", musste wohl oft auf meiner Stirn gestanden haben, denn meine logische Antwort auf eine solche Frage war und ist:
"Nein, kann ich nicht"!
Was ist an "alleinerziehende Mutter" nicht zu verstehen?
Und, welche Mutti würde schon (3 an der Zahl) 5,7, 11 jährige Kinder für mehrere Stunden alleine zu Hause lassen?
Dumm ist wohl nur, das ich meine Kinder ja auch nicht verschweigen darf, weil das widerum eine fristlose Kündigung rechtfertigt und in jedem Fall heraus käme!
"Wir melden uns"
Eine der häufigsten Antworten, die ich nicht mehr hören kann.
Auch Antworten wie:
"Wenn die Kinder krank sind, müssen sie unbezahlte Tage nehmen", gab es regelmäßig.
 
Irgendwann war mir klar:
"Ohne familiären Background hast du echt die A-Karte".

Im "Stigma" gefangen bleiben wollte ich aber auch nicht und so fing ich an, mich mehr mit meiner Situation, der damit verbundenen Hartz IV - Thematik auseinander zu setzen und bemerkte schnell:
Das es nicht nur mir so, sondern vielen tausenden (wirklich) alleinerziehenden Mutti`s so erging.
Berufsabschluss, Berufserfahrung aber kein soziales Umfeld, welches eine erforderliche Kinderbetreuung auffangen kann.
Schiefe Blicke aus der Nachbarschaft, "die lebt ja auf unsere Kosten", wurden zum Alltag.
 
Schnell begriff ich aber auch:
Das viele dieser Vorurteile aus "Unwissenheit" entstanden und auch den einschlägigen, eben einseitigen Schlagzeilen aus den Medien wie die "BLÖD" genannt BILD, geschuldet waren.
Selber "Denken" wäre auch zu anstrengend, könnte man meinen. Ist es doch viel einfacher den Unsinn von einschlägigen Medien nachzuplappern.

Enttäuschend war die Erfahrung mit einer alten Schulfreundin, welche beruflich inzwischen weit vorne lag aber nicht wirklich wusste, von was Sie redete. Sie war regelmäßige Bildleserin und kannte Günther Wallraff nur vom "Hören sagen"
1) Sie hatte keine Kinder
2) und natürlich keine Erfahrung mit "echter Alleinerziehung"

Das Leistungen:
Wie Unterhaltsvorschuss und Kindergeld jeder erhält, egal ob Berufstätig oder nicht, eben Transferleistungen für Jedermann sind, war für sie völlig neu und diese Tatsache:
Übersteigt offenbar so manches Denkvermögen und outet so manche "Besserwisser" eben als selbige, welche immer wieder mit demselben stupiden Todschlag-Argument kommen.
" Es gibt doch überall Arbeit"!

Noch weniger aber begreifen die "ge -BILD - deten" dann, das eben alle Transferleistungen bei den Hartz IV- Empfängern zu 100% angerechnet (auf Deutsch auch "abgezogen" genannt) werden, welches aber:
Bei der "nicht faulen also arbeitenden Bevölkerung" eben,... NICHT der Fall ist! (Mit Ausnahme der sog. Aufstocker, die einen Freibetrag erhalten)

Man bezieht also eben nicht angebliche "1700 € oder mehr" vom Arbeitsamt, sondern "Miete und den Rest" der zum Regelsatzbedarf fehlt. In meinen Fall sind das einschließlich Miete gut 600 €. Dafür würde ich gerne Arbeiten gehen, weiß ich doch, das ich dann:
Wie viele andere am Ende des Jahres meinen Steuerfreibetrag / Steuerrückzahlungen geltend machen kann. Weihnachten und Geburtstage wären gerettet und eventuell sogar noch meine Rente verbessert.
 
Mit dem Argument:
"Du lebst ja auf unsere Kosten", habe ich mich dann auch beschäftigt und musste zu meiner Überraschung feststellen:
"Ja das stimmt", nur leider;
...NICHT so, wie Du lieber Steuerzahler behauptest!

Ich koste dich dem "Steuerzahler" max. 2€ brutto im Monat (kann man in vielen Statistiken nachlesen) von deinem Bruttogehalt, während ich aber gleichzeitig davon:
Sofort mit jedem Produkt welches ich kaufe, in der Regel 19% (mithin auch mal nur 7%) an den "Staat" also DIR dem Steuerzahler, wieder zurückgebe.
 
Nun könnte ich sagen:
"Danke lieber Steuerzahler, das du mir gut 1€ netto im Monat von deinem Gehalt gönnst, damit mache ich jetzt Urlaub".
Ich könnte aber auch sagen:
"Entschuldige, das ich dir 1ltr. Cola oder Bier an Kosten verursache oder für was auch immer du 1€ möglicherweise und garantiert "Sinnfrei" ausgibst".
Gefragt hat sowieso noch keiner, wie ich mich dabei fühle!
Aber DAS
sage ich natürlich nicht, sondern erkläre dir, lieber Steuerzahler, geduldig wie man dies eben als Mutti sein kann:
"Ich habe vor meiner heutigen Lebenssituation über 15 Jahre mind.5 Tage in der Woche, zwischen mind. 9 und 12 Std. in Schichten gearbeitet, bevor ich eine Mama wurde".
 
Bevor du weiter über mich und meinesgleichen, also so etwa 1,2 Millionen alleinerziehenden Elternteile (ohne Arbeit) herziehst, + weitere gut 3,0 Millionen Erwerbslose (offizielle BA-Zahlen die nicht stimmen) weil ich dich 1€ im Monat koste,
wäre es doch viel sinnvoller, dich selber mal zu fragen:

1)- Warum mit und von "deinen Steuergeldern" im Ausland Menschen getötet werden, deren Angehörige dann aber widerum hier auf "deine Steuern" versorgt werden müssen? Auf den Hintergrund; "wer von diesen Kriegen tatsächlich profitiert", will ich hier nicht näher eingehen, denn vermutlich würdest du das noch weniger verstehen können /wollen!
Erst werden unschuldige Menschen mit und von deinem Geld getötet und wer dennoch entkommen kann, wird dann von dir "humanitär" finanziert. (Das ist auch das mindeste, was man für diese Menschen tun muss). Aber, du nennst dreister Weise diese Menschen, welche Bomben und Maschinengewehre entkommen konnten und nur knapp dem Tod auf dem Meer entkamen, dann lieber "Wirtschaftsflüchtlinge und Schmarotzer".
2)-Wäre es nicht sinnvoller, DEIN Geld erst gar nicht zum Töten zu nutzen, sondern für Frieden, Infrastuktur und einer funktionierenden Wirtschaft in der Heimat von Betroffenen und den Ärmsten einzusetzen?
3)-Warum mit deinen Steuergeldern, Hunderte von Großbetrieben "Lohndumping" betreiben (Amazon zB: wurde mit deinem Geld zu dem gemacht, was es Heute ist) und mit deinen Steuergelder das Arbeitsamt "prekäre Arbeitsverhältnisse" finanziert? Wusstest Du, das mit Lohnsubventioen und Lohndumping in unserem Land, Menschen in anderen Ländern arbeitslos werden?
4)-Warum der Großverdiener weniger (prozentual zum Einkommen) Steuern zahlt als Du?
5)-Warum mit deinen Steuerngelder genau die Politiker bezahlt werden, welche dir die "Sozialschmarotzerin" ja erst auf "die Tasche" gelegt haben, in dem Sie nicht genügend "Arbeitsplätze auch für Alleinerziehende" schaffen?
usw. usw. usw.

Nun kannst Du natürlich sagen:
"Andere Alleinerziehende gehen ja auch arbeiten"!
Ja, das tun rund 50% von insgesamt 2,6 Millionen.
Als vom Staat lebende Mutti habe ich mir dann einmal die Mühe gemacht, "Zeit habe ich ja genug" und recherchiert mit der Fragestellung; "Was können die, was ich nicht kann"?

Das Ergebniss war bemerkenswert:
- Von den gut 50% erwerbstätigen Mutti`s welche offiziell als Alleinerziehend gelten, haben:
- Gut 15% einen Partner (gelten trotzdem als Alleinerziehend)
- Gut 20% im direkten Umfeld die Großeltern, andere Familienmitglieder (Onkels/Tanten) und Freunde zu leben, die Betreuungsmöglichkeiten bieten bzw. Unterstützung leisten.
- Weitere 10% das große Glück einen famileinfreundlichen Arbeitgeber zu haben
und
- Weitere 5% einen Job von zu Hause
Von diesen gut 50% gehen zudem über 51% "nur" in Teilzeit arbeiten!

Von den "sogenannten Alleinerziehenden", die ihren Partner "verheimlichen" und doppelt kassieren, will ich an dieser Stelle erst garnicht anfangen, denn da lieber Steuerzahler:
Stimme ich dir zu, wenn du diese verurteilst. Vom Staat und von einem Partner unterstützt zu werden, ist schlicht Betrug!

Nun hatte ich mir aber am Anfang die Frage gestellt:
"Muss ich mich schämen weil ich zu den anderen knapp 50% nicht Erwerbstätigen (denn Arbeitslos oder gar faul, bin ich nicht) gehöre"?

NEIN!
Muss ich nicht, denn ich bin nicht dafür verantwortlich, das du keine struktuellen, poltische und wirtschaftliche Zusammenhänge erkennen kannst und nicht verstehen willst:
"Das ich trotz "Erwerbslosigkeit" mit meinen Kindern einen 24h. Job -7 Tage Arbeitswoche habe" und das es eben nicht an jeder Ecke, eine anständig bezahlte Arbeit für "echte Alleinerziehende" gibt!

Ach, und Auto habe ich nicht, der Haushalt macht sich von alleine und meine Kinder werden nie krank. Ja, ich bin das perfekte Abbild einer "dummen und faulen" Hausfrau!

Zu deinem Pech, hast du diesen langen Text vermutlich,...umsonst gelesen, weil du bis hierher noch nicht wirklich verstanden hast, wo die Probleme liegen, oder?
 
Wenn du lieber "Steuerzahler" aber dann doch eines Tages erkennst:
Dass, das was du über mich als Hartz IV-Mutti erzählst, einfach nur Unsinn ist, wirst du wissen:
"Welche gute Tat du mit deinen 1€ netto im Monat für mich und meine 3 Kinder vollbringst"! (1:4= 0,25)
Wenn meine Kinder nämlich groß sind und hoffentlich einen guten Weg gehen,....werden sie und das gönne ich DIR lieber Steuerzahler vom ganzen Herzen:
Mindestens 30-40 Jahre deine,...Rente bezahlen:
Bei anderen Umständen, welche man heute noch nicht kennt, geschweige denn "voraus" sieht, kann es aber auch sein:
Das du alleinerziehend und /oder mit gesundtheitliche Problemen, an der Tür von Hartz IV klingelst und sagst: "Hallo da bin ich"

Mit lieben Grüßen
an den/die "Steuerzahler"
Deine "sozialschmarotzende"
- alleinerziehende - Mutti
R.Sommer

@FHP

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