Hartz IV-Bezieher wollte sich anzünden
Manchmal ist die Verzweiflung so groß, dass die Betroffenen keinen
Ausweg mehr sehen. So ist es wohl auch einem etwa 50 Jahre alten Mann
aus Neuss ergangen, der sich vor dem Rathaus selbst anzünden wollte.
Hartz IV-Bezug belastet die Psyche
Während in der öffentlichen Meinung nicht selten das Bild vom "Sozialschmarotzer" gezeichnet
wird, der angeblich "zu faul zum Arbeiten wäre" und sich auf Kosten der
Steuerzahler ein "schönes Leben" mit Hartz IV macht, sieht die Realität
von Arbeitslosengeld II-Beziehern gänzlich anders aus: Hartz IV reicht
für niemandem, um sich ein „schönes Leben“ zu machen. Der permanente
finanzielle Druck belastet viele Leistungsbezieher sogar so stark, dass
Körper und Psyche leiden. Hinzu kommen Unverschämtheiten und
Diskriminierungen, denen die Betroffen alltäglich begegnen - sowohl im
Jobcenter als auch im Umgang mit den Mitmenschen. Viele Hartz
IV-Betroffenen schämen sich deshalb dafür, dass sie auf staatliche
Leistungen angewiesen ist.
Immer wieder werden Fälle bekannt,
in denen die Belastung durch Hartz IV so große Verzweiflung auslöst,
dass die Betroffenen keinen Ausweg mehr sehen und sich das Leben nehmen
wollen. Einem etwa 50-jährigen Neusser muss es so ergangen sein. Der
Mann hatte in verschiedenen Behörden, darunter auch das Jobcenter,
gedroht sich vor dem Rathaus anzuzünden und als „lebendige Fackel“ auf
politische Missstände aufmerksam zu machen. Die Polizei griff den Hartz
IV-Bezieher auf und brachte ihn, bevor Schlimmeres geschehen konnte, in
ein Krankenhaus. Der Mann hatte laut Angaben der Polizei keinen
Benzin-Kanister bei sich.
„Ich würde nicht sagen, dass die
Sachbearbeiter des Jobcenters die Mitschuld an den Vorfällen trifft.
Viele Menschen kommen in sehr schwierigen Lebenslagen zu uns, in denen
sie ohnehin schon psychisch belastet sind und alles emotionalisieren.
Das ist eine komplizierte Angelegenheit, die man nicht pauschal erklären
kann", berichtete der Jobcenter-Sprecher Christoph Janßen gegenüber dem
„Stadt-Kurier“.
Wie es genau zu dem heutigen Vorfall kommen
konnte, ist jedoch nicht bekannt. Weder das Jobcenter noch die Polizei
wollten genauere Angaben machen. Zeugen erklärten gegenüber der Zeitung,
dass der Mann nach eigener Aussage obdachlos geworden sei und deshalb
in einem PKW übernachten müsse.
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