Hartz IV:
Wer sind die besseren "Nazis"? Die radikalen Unsozialen...
Union, FDP und AfD im Vergleich
Die Zahl der Obdach - Wohnunsgslosen beträgt bereits fast eine halbe Million
Menschen. Jeder 10. Bundesbürger lebt auf Sozialhilfeniveau. Ebenso
viele arbeiten für Niedriglohn. 3 Millionen Kinder gelten als arm. Die
sozialen Missstände in Deutschland sind offensichtlich. Doch adäquate
Lösungsvorschläge haben weder CDU/CSU, noch AfD oder FDP.
Im Gegenteil:
Die Unionsparteien CDU und CSU verkaufen sich als Chefmanager einer
angeblich überstandenen Wirtschaftskrise. Dank ihrer Weitsicht gehe es
der Bundesrepublik gut, wird Bundeskanzlerin Angela Merkel nicht müde zu
betonen. Ihr Wahlprogramm knüpft daran an: „Für ein Deutschland, in dem
wir gut und gerne leben.“ Mit Blick auf das Exportgeschäft stimmt das
sogar. Einen Rekordüberschuss nach dem anderen meldeten
Wirtschaftsverbände und das Statistische Bundesamt in den vergangenen
Jahren.
An den Abgehängten geht das vorbei. Selbst von der
Bundesregierung veranlasste Studien offenbaren das. Laut diesjährigem
Armutsbericht verdienen heute 40 Prozent der Beschäftigten real weniger
als in den 1990er Jahren. Dem kürzlich vorgestellten Familienreport
zufolge leben fast drei Millionen Kinder – ein Fünftel – mit ihren
Familien an der Armutsgrenze. Von den Alleinerziehenden ist sogar die
Hälfte betroffen.
Eine Umverteilung ist nicht in Sicht. Die
Union, die mit Angela Merkel an der Spitze gute Aussichten auf eine
weitere Regierungsperiode hat, klammert am marktradikalen Lohnarbeits-
und Eigentumsmodell. In diesem grundsätzlichen Punkt unterscheidet sie
sich nicht von den programmatischen Inhalten der FDP und der AfD.
Aufrüsten für den Markt, Vermögende schonen
Auf der einen Seite plädieren die vier Parteien gleichermaßen dafür,
Polizei und Bundeswehr teuer aufzurüsten. Zudem soll die BRD in der NATO
bleiben. Während die AfD auf diese Weise „deutsche
Wirtschaftsinteressen durchsetzen“ und die FDP das Militär „zur Bündnis-
und Landesverteidigung wie für internationale Einsätze befähigen“ will,
ist es für CDU und CSU „Kern deutscher Außen- und Sicherheitspolitik,
die bilaterale und multilaterale Zusammenarbeit zu stärken“ sowie
„verlässliches Engagement in Bündnissen“ zu garantieren.
Weder
die Union, noch AfD und FDP halten viel davon, Reiche höher zu
besteuern.
Die AfD will die Erbschaftssteuer komplett abschaffen. Die
Vermögenssteuer wieder einzuführen, komme mit ihr, ebenso wie mit FDP
und CDU/CSU, nicht in Frage. Für die AfD ist die Übergabe von Vermögen –
"auch und gerade an Unternehmen gebundenes – Privatangelegenheit und
darf nicht dem Zugriff des Staats ausgesetzt werden“. (AfD)
Der
FDP erscheint „eine Besteuerung der Unternehmenssubstanz schädlich“. Die
Union verspricht kurz und knapp: „Wir wollen keine Steuererhöhungen“.
Flexibel und mobil
Für den deutschen Sozialstaat in der viel beschworenen
„Leistungsgesellschaft“ des 21. Jahrhunderts bedeutet das schon rein
rechnerisch nichts Gutes. Die Realität scheint dabei an der Union
vorbeizugehen.
Gleich zu Beginn beschwört sie im Programm:
„Der
großen Mehrheit unserer Bürgerinnen und Bürger ging es noch nie so gut
wie heute.“ Die Wirtschaft wachse, die Beschäftigung auch. Die
Arbeitslosenquote sei „so gering wie seit Jahrzehnten nicht mehr“.
Zur Erinnerung:
Rund 6,4 Millionen Menschen sind von Hartz IV abhängig,
darunter zwei Millionen Minderjährige. Die Zahl ist seit Jahren
konstant. Von den 4,4 Millionen Erwerbsfähigen gelten allerdings nur 1,6
Millionen Menschen als arbeitslos. Der Rest kann von seiner Arbeit
schlicht nicht leben. Beschäftigung und Qualität derselben sind eben
zwei verschiedene Paar Schuhe. Um Arbeitnehmerrechte und Entlohnung geht
es den Unionsparteien dabei kaum.
Sie setzen andere Prioritäten:
"Auf einem modernen, fortschrittlichen Arbeitsmarkt sind die Flexibilität und Mobilität von Arbeitskräften wichtig“, (CDU/CSU)
heißt es wörtlich im Programm. Dies habe schließlich in den vergangenen
Jahren „dazu beigetragen, hunderttausende neue Arbeitsplätze zu
schaffen“.
Man könnte es anders ausdrücken:
Der Lohnabhängige
möge seinen Zweck als produktives Humankapital erfüllen. Nicht mehr,
nicht weniger.
„Aktivierender Sozialstaat“
Ein
Extrakapital zum Thema Soziales findet sich nicht im gemeinsamen
Wahlprogramm von CDU und CSU. Sie will aber „Langzeitarbeitslosen
helfen“, und zwar, in dem sie – sehr unkonkret – „ihre Qualifizierung,
Vermittlung und Reintegration in den Arbeitsmarkt deutlich verbessern“
werde. Jene, die es nicht in diesen schaffen, sollen „sinnvolle und
gesellschaftlich wertige Tätigkeiten ausüben“.
Zu welchem Preis sie das tun sollen, lassen die Verfasser offen.
Man kann vermuten: zum Hartz-IV-Regelsatz. Weder an dessen Höhe noch an
die Sanktionen, mit denen Jobcenter Betroffene zu fast jeder Arbeit zu
jedem Lohn nötigen können, will sie heran.
Nicht zu vergessen:
Auch Behinderte und Ältere mit geringen Renten müssen von dieser Summe
ihre Existenz bestreiten. Das bedeutet nicht zuletzt: Für alle
Betroffenen wird es bei steigenden Mieten immer schwerer, eine
„angemessene“ Wohnung zu finden.
Hartz IV ist für CDU und CSU der Inbegriff des „aktivierenden Sozialstaats“. Daran halten auch die FDP und die AfD fest.
Erstere wird hier konkret:
Wer erwerbsfähig ist und die Teilhabe an Arbeit verloren hat, sollte nicht dauerhaft alimentiert werden.“ (FDP)
Oberstes Ziel sei es, so die FDP, „schnellstmöglich einen Job zu
finden“. Die Bezugsdauer der Versicherungsleistung Arbeitslosengeld I zu
verlängern, wie es neuerdings die SPD fordert, findet die FDP
„kontraproduktiv“. Hier hat sie klare Vorstellungen: „Nur wer den
Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt geschafft hat, kann vorankommen.“
Hierfür sei die Zeitarbeit ein wichtiges Instrument. Arbeitsagenturen
und Jobcenter vermitteln ganz besonders häufig in solche. Beschränken
dürfe man sie nicht, meint die FDP.
Die AfD will unterteilen.
Wer
zuvor länger erwerbstätig war, solle länger Arbeitslosengeld I
erhalten. Der Staat müsse „Langzeitarbeitslose in enger Abstimmung mit
der mittelständischen Wirtschaft“ bedarfsorientiert qualifizieren. Wer
keine Arbeit findet, solle 30 Wochenstunden gemeinnützig tätig sein. So
„erhält die Gesellschaft einen Gegenwert für die
Unterstützungsleistungen“, findet die AfD.
Eine solche
Arbeitspflicht hatten auch Unionspolitiker in der Vergangenheit
gefordert, so etwa im Jahr 2010 der damalige hessische Ministerpräsident
Roland Koch. Auch der ehemalige CSU-Abgeordnete Peter Gauweiler
plädierte vor einem Jahr dafür, alle „arbeitsfähigen Flüchtlinge in
Deutschland zur Arbeit zu verpflichten“. Sonst, so Gauweiler, drohe
ihnen „Verwahrlosung durch Müßiggang“.
Je reicher, je früher lockt die Rente
Gerade eine halbe A4-Seite widmen die Unionsparteien der Politik für
Ältere. Nach einem Plädoyer darüber, wie wichtig über 67-Jährige für die
Gesellschaft seien, entfallen genau zwei Sätze auf die Rente: „Mit dem
Angebot der Flexi-Rente haben wir vor zwei Jahren einen ersten Schritt
gemacht, um uns auf die neuen Herausforderungen einzustellen. Wir werden
für weitere Verbesserungen eintreten.“ (CDU/CSU)
Mit der
Flexi-Rente meint sie ein kompliziertes Regelwerk. Kurz erklärt:
Beschäftigte können ihre Altersbezüge auf drei Arten aufstocken. Erstens
könnten Hausfrauen, Selbständige und Beamte zusätzliches Geld in die
gesetzliche Rentenkasse einzahlen. Lohnabhängig Beschäftigte dürfen dies
nur für die Jahre ihrer Ausbildung tun. Um die Rente um 100 Euro zu
erhöhen oder aus der gesetzlichen Kasse eine solche zu erhalten, sind
etwa Sonderzahlungen von gut 30.000 Euro nötig.
Eine Option für
Geringverdiener ist das nicht:
Diese könnten dafür länger arbeiten und
entsprechend länger einzahlen. Wer körperlich schwer arbeitet, dürfte
das nicht schaffen. Drittens gilt der mögliche Renteneintritt mit 63.
Dazu sind allerdings 45 Beitragsjahre nötig. Zeiten des Hartz-IV-Bezugs
zählen hierfür nicht.
Die Forderung der Linkspartei, wonach auch
Großverdiener und Unternehmer in die gesetzliche Rentenkasse einzahlen
sollen, lehnt nicht nur die Union ab. Die FDP geht noch weiter: Jeder
solle doch privat vorsorgen – je mehr er vorsorgt, desto früher könne er
in den Ruhestand gehen. Wie beispielsweise eine Verkäuferin mit einem
Nettolohn von 800 Euro das bewerkstelligen soll, hat die Partei dabei
nicht auf dem Schirm. Überhaupt: Voraussetzung für den früheren
Renteneintritt sei, „dass das Einkommen aus gesetzlicher Rente und
sonstiger Altersvorsorge über dem Grundsicherungsniveau liegt“.
So viel
ist sicher:
Besagte Verkäuferin wird das nicht schaffen.
Die
private Altersvorsorge liegt auch der AfD am Herzen. Abschlagsfrei in
Rente gehen könne der, der 45 Beitragsjahre vorzuweisen hat. Wer lange
gearbeitet hat, aber nicht über die Grundsicherung hinauskommt, soll
einen Aufschlag erhalten. Aber eben nur, wer lange genug
sozialversicherungspflichtig beschäftigt war. Wie viele Jahre sie sich
dabei vorstellt, verrät sie nicht.
Der Rententopf sei dafür mit
Steuermitteln aufzustocken. Mit solchen will die Partei auch (deutsche)
Familien stärker fördern. Offen lässt sie, woher das Geld kommen soll.
Schließlich will die AfD zugleich die Erbschaftssteuer abschaffen und
die Mehrwertsteuer von 19 auf 12 Prozent senken.
Fazit:
Sowohl CDU und CSU als auch FDP und AfD schwören auf den freien Markt.
Der möge bestimmen, wo es lang geht. Freiheit soll vor allem für die
Großkonzerne gelten. Bundeswehr und NATO sollen helfen, diese
durchzusetzen. Für den lohnabhängigen Bürger bleiben der starke
Rechtsstaat und das Leistungsprinzip. Bewertet wird er nach
Markttauglichkeit. Diese Maßstäbe legen die genannten Parteien
gleichermaßen für Eingewanderte an.
Dass SPD und Grüne hier für
eine maßgebliche Umverteilung sorgen könnten, ist kaum zu erwarten.
Erstere hat zwar „soziale Gerechtigkeit“ zum Motto ihres Wahlkampfes
erklärt. Sie verlangt etwa den längeren Bezug von Arbeitslosengeld, wenn
Betroffene sich qualifizieren. Bezieher von Hartz IV und Grundsicherung
hat sie dabei aber konsequent ausgenommen.
Nicht so die Grünen.
Obwohl sie die Agenda 2010 einst mit der SPD zusammen eingeführt hatten,
plädieren sie nun dafür, sie zu entschärfen. Sanktionen sollen
abgeschafft, höhere Regelsätze eingeführt und steigende Stromkosten
übernommen werden. Im vergangen Jahr hatten Energiekonzerne über 330.000
zahlungsunfähigen Haushalten den Strom abgeklemmt – so vielen, wie noch
nie zuvor.
Doch letztlich basieren auch die Forderungen von
rot-grün auf demselben Grundprinzip:
Alles, was der freie Markt zulässt.
Große Sprünge dürften im Kapitalismus des 21. Jahrhunderts nicht mehr
drin sein.
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